Vereinsgeschichte

Der Turnverein Bezgenriet im Wandel der Zeit

Schon um die Jahrhundertwende bestand in Bezgenriet ein Turnverein. Ein Bild aus dem Jahre 1904 mit 32 namentlich genannten Männern und Burschen, unter ihnen der spätere Gründungsvorstand Wilhelm Ziegler senior, zeugt von diesem Verein, der jedoch nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr weiterlebte
Am 12. Oktober 1929 versammelten sich dann 22 Männer im Gasthaus Hirsch, gründeten den jetzigen Turnverein und wählten die erste Vorstandschaft:
Vorstand: Wilhelm Ziegler senior
Schriftführer: Fritz Keim
Kassier:Ernst Mühlhäuser
Oberturnwart: Hans Maye
Kassenprüfer: Wilhelm Abele und Hans Säuferer

Der Verein schloss sich sofort dem damaligen Schwäbischen Turn- und Spielverband an. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 30 Pfennig je Monat festgesetzt und in jeder Monatsversammlung kassiert. Dass die Turnfreunde in dem 500-Einwohner-Dorf nur ein kleines Häufchen waren und anfangs auf viel Unverständnis stießen, zeigt der Beschluss der Gemeinde, den alten Schulsaal im damaligen Rathaus nicht als Turnraum zur Verfügung zu stellen. Die ersten Turnstunden wurden deshalb in der Scheune der Witwe Marie Kill abgehalten. Der kleine Verein ging aber zielstrebig zur Sache, um dieser Misere abzuhelfen.

Zum Bau eines Sportplatzes wurden Bausteine gezeichnet und jedes Mitglied musste zur Einzäumung drei Pfähle mitbringen. Schon am 25. Mai 1930, also noch kein Jahr nach der Gründung, konnte ein kleiner Sportplatz am Feuersee eingeweiht werden. Gleichzeitig wurde ein Turnschuppen - Vorläufer unserer heutigen Turnhalle- gebaut und am 12. Juli 1930 eingeweiht. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm, und die Wände waren nicht ausgeriegelt; Petroleumlampen erhellten am Abend den Raum. Nun konnte an den Geräten geturnt, im Sommer Leichtathletik getrieben und Faustball gespielt werden. Das gab der kleinen Truppe Auftrieb und in den Jahren 1930 bis 1932 kamen zu den ersten 22 Mitgliedern weitere 28 hinzu.

Um auch den Schwimmsport betreiben zu können, ging man 1933 daran, den Teich bei der Turnhalle zu einem Freibad auszubauen: natürlich in ehrenamtlicher Eigenarbeit, wie bei der Erstellung des Turnschuppens. Am 17. Juni 1934 wurde das Freibad mit einem Schauschwimmen eingeweiht.

In den ersten Jahren besuchten die Turner des Vereins eifrig die Gauturnfeste sowie Veranstaltungen von Nachbarvereinen. Vereinswettkämpfe wurden durchgeführt. Jedes Frühjahr hielt der Verein ein Waldfest beim Schopflenberg ab. Im Herbst gab es jährlich ein Abturnen.

Zu Weihnachten fanden sich junge Mädchen bereit, mit den Vereinsmitgliedern Theaterspiele durchzuführen - Karl Reick war der erste Theaterleiter.

In den Jahren 1937 bis 1939 erlahmte jedoch der Turnstundenbesuch, auch waren die Turnwarte und andere Mitarbeiter nicht immer eifrig bei der Arbeit, so dass häufig in den recht schwach besuchten Versammlungen Klage darüber geführt wurde. Vorstand Wilhelm Ziegler musste sogar darum bitten, ihn auch einmal sonntags beim Kassieren im Freibad abzulösen, und Vorstand Kill drohte 1938 mit Rücktritt, wenn seine Mitarbeiter ihre Pflicht nicht besser erfüllten. Da kam 1939 mit der Person des damaligen Hauptlehrers Hermann Mang, neuer Schwung in den Verein. Er wurde Oberturnwart und man plante für September 1939, das Abturnen mit einer Feier zum 10-jährigen Vereinsbestehen zu verbinden. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges machte jedoch diese hoffnungsvollen Ansätze zunichte. Mitten aus der Turnstunde heraus wurde Hermann Mang und mit ihm noch mehrere Turner zur Wehrmacht einberufen.

Sieben Jahre ruhte der Sportbetrieb völlig. Der Sportplatz wurde zum Schrebergarten, die Turnhalle zum Lagerschuppen der Firma Gentner, Göppingen umfunktioniert, das Freibad zerfiel.

Ein neuer Anfang - 1947

Am 12. April 1947 beschlossen 50 Männer und 10 Frauen in einer Versammlung im Gasthaus Hirsch, den TV Bezgenriet weiterzuführen. Als Vorstand stellte sich noch einmal Wilhelm Ziegler senior zur Verfügung. Schon am nächsten Tag, ein Sonntag, wurde mit der Entwässerung des verbliebenen Teils des Sportplatzes begonnen.

Die erste Veranstaltung war eine Frühjahrsunterhaltung mit der Theatergruppe unter der Leitung von Otto Wahl. An Himmelfahrt wanderte man auf den Reußenstein und zurück über Neidlingen. Den Sommer über wurde eifrig Leichtathletik betrieben, so dass am 31. August 1947 insgesamt 25 Mitglieder am Bergfest auf dem Geiselstein bei Geislingen teilnehmen konnten. Lore Mang ereichte dabei Platz 5. Weitere Sieger waren Wilhelm Ziegler junior und Heinz Hoyler. Eine Herbstunterhaltung und eine Weihnachtsfeier beschlossen das erste Vereinsjahr nach dem Krieg. 1948 brachte mit der Wahl von Hermann Mang einen neuen Vorstand. Wilhelm Ziegler senior wurde Ehrenvorsitzender. Ein Kameradschaftsabend musste im Kronsaal in Sparwiesen abgehalten werden, da im Dorf keine Tanzfläche zur Verfügung stand.

Endlich hatte auch die Firma Gentner die Turnhalle geräumt, und man konnte mit einer Jugend- sowie einer Männer- und Frauengruppe (9 Turnerinnen) den Turnbetrieb wieder aufnehmen. Petroleumlampen erhellten wieder den Turnschuppen und Lore Eisenbeiß nähte eine Matte, die mit Seegras gefüllt wurde. Wegen der Kälte mussten im Winter die Turnstunden mehrmals ausfallen, da die Halle weder beheizt und immer noch nicht ausgeriegelt war. Trotzdem hielt man im Mai ein Abturnen im Freien ab, und von 11 Teilnehmern am Kreisturnfest im Juli in Donzdorf, erhielten 9 einen Preis.

Die Gemeinde gab nun auch auf Antrag des Vereins wenigstens die Hälfte des Sportplatzes (jetziger Trainingsplatz) zurück. Die Turnhalle wurde ausgeriegelt und fü die Vereinskapelle wurde ein Schlagzeug für 300,- DM beschafft.

Am 22. Mai 1949 konnte der Verein sein 29-jähriges Bestehen mit einem Turnfest auf dem Sportplatz begehen. Neben unseren Turnerinnen und Turnern wirkte auch die Gaugeräteriege mit. Weiter nahmen 12 Turnerinnen und Turner am Bergfest in Geislingen und beim Kreisturnfest in Altenstadt teil.

In diesem Jahr bauten die Mitglieder in Eigenleistung eine Holzdecke, einen Bretterfußboden und einen Kamin in die Turnhalle ein. Das Elektrizitätswerk baute eine Freileitung bis zur Halle, jedoch nur nach Zahlung eines hohen Vereinszuschusses. Jetzt hatte man endlich elektrisches Licht beim Turnen! So konnte außer den Turnstunden auch Faschingsfeiern abgehalten werden.

1950 beschlossen die Turnvereine Albershausen, Bezgenriet, Hattenhofen, Holzhausen und Sparwiesen, jährlich einen leichtathletischen Vereinswettkampf, verbunden mit einem Faustballturnier, durchzuführen. Erstmals traten dann in Sparwiesen unsere Faustballer in Aktion! Im gleichen Jahr fand in Aalen das erste Landesturnfest nach dem Krieg statt, an dem 4 Turner teilnahmen. Erstmalig nahm in diesem Jahr die Jugendturngruppe am Kreis-Kinderturnfest teil.

1952 wurde der Clubwettkampf der 5 Vereine in Bezgenriet durchgeführt und wurde zu einem schönen Erfolg für den Verein. Wieder besuchten 4 Turner das Landesturnfest in Schwenningen.

In diesem Jahr verstarb auch der Vereinsgründer und Ehrenvorstand Wilhelm Ziegler senior. Der turnerische Aufschwung dieser Jahre war zum großen Teil das Werk unseres verdienten Oberturnwarts Josef Wietschorke, der von 1948 bis 1962 ununterbrochen die Turnabteilung führte. Für seine Verdienste wurde er 1960 mit der Silbernen Ehrennadel des Schwäbischen Turnerbundes ausgezeichnet. Gleichzeitig erhielten diese Ehrung Hermann Mang, Wilhelm Ziegler junior und Georg Stanglmaier.

Das herausragende Ereignis des Jahres 1954 war die Feier zum 25-jährigen Vereinsjubiläum, das mit der Weihe unserer Vereinsfahne verbunden wurde. Patenverein war der Turnverein Jebenhausen, dessen Sängerriege das Festprogramm umrahmte. Das Fest selbst war, begünstigt durch schönes Wetter, ein solcher Erfolg, dass die Fahne von den Einnahmen bezahlt werden konnte. In diesem Jahr traten einige junge Männer an die Vereinsführung heran, mit der Bitte eine Fußballabteilung zu gründen. Diesem Gesuch verschloss sich der Vorstand Hermann Mang nicht, obwohl kein geeigneter Sportplatz vorhanden war. Erster Sprecher der Fußballabteilung war Josef Gemander, dem dann als Abteilungsleiter 1955 Walter Schulz folgte.

Mehr Mühe als die Gründung der Fußballabteilung, machte die Erstellung eines Spielfeldes für die Fußballer. Nach langer Verhandlung mit der damals noch selbständigen Gemeinde und mehr als 13.000 unentgeltlichen Arbeitsstunden der Mitglieder, fand die Einweihung am 9. August 1959 mit einem Spiel gegen Aufhausen statt.

Als weitere Baumaßnahmen folgten die Umkleideräume (heute Geräteschuppen), aber erst 1961 war auch ein Dusch- und Waschraum vorhanden. Georg Bielkes Leistung soll dabei besonders hervorgehoben werden.

Durch die neue Abteilung hatte der Verein einen großen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen und zählte am 1. Januar 1960 bereits 164 Mitglieder. Dadurch wurde auch die Turnhalle für den gewachsenen Übungsbetrieb zu eng. Sie sollte von acht auf zwanzig Meter vergrößert werden. Es war ein schöner Tag für den Verein, als dieser Erweiterungsbau am 21. März 1964 unter Mitwirkung der Sängerriege des TV Jebenhausen eingeweiht werden konnte.

Trotz großer Eigenleistungen hatte der Bau 38.000,- DM gekostet, was mit Hilfe der Stadt Göppingen, der Sportförderung und Bausteinen der Mitglieder finanziert wurde. Als Bauleiter war Emil Ziegler tätig, dessen Mitarbeit Vorstand Hermann Mang lobend erwähnte.

Jetzt war es endlich möglich, die Weihnachtsfeier sowie die Hauptversammlung in unseren eigenen Räumen abzuhalten. Den größten, sportlichen Erfolg errang die Fußballmannschaft, als sie 1965 Meister der C-Klasse wurden und in die B-Klasse aufstieg, wo sie sich 10 Jahre lang halten konnten.

Am 6. Januar 1968 legte unser unvergessener Vorstand Hermann Mang nach 20 Jahren sein Amt nieder. Er konnte mit Stolz auf das Werk blicken, an dessen Gelingen er maßgeblich Anteil gehabt hatte. Zum Dank für seine Verdienst und seine Vereinstreue ernannte ihn die Hauptversammlung einstimmig zum Ehrenvorstand.

Zum Nachfolger wurde sein Sohn Dietrich Mang gewählt. Ein Jahr später, 1969, konnte der Verein sein 40-jähriges Bestehen feiern. Bei der Generalversammlung am 6. Januar 1969 ehrte man die noch lebenden Gründungsmitglieder mit der goldenen Ehrennadel. Es waren dies: Karl Schurr, Christian Bäuchle, Hans Mayer, Alfred Keim, Wilhelm Ziegler und Emil Ziegler.

Schon 1968 hatte man die vorerst letzte, aber größte Baumaßnahme beschlossen. Zur Behebung der Misere mit den sanitären Anlagen sollte ein Vereinsheim mit Wohnung, Umkleideräumen und Duschräumen erstellt werden. Die Mitglieder Bernhard Wittlinger und Emil Stock wurden mit der planerischen Gestaltung beauftragt. Den Rohbau erstellt die Firma Seitz aus Boll, die sonstigen Arbeiten führten die Mitglieder in mehr als 6.000 Arbeitsstunden selbst durch. Im April 1970 waren die sanitären Anlagen und die Gaststätte fertig. In die Wohnung zog als erster Pächter Rudi Voss im Oktober 1970 ein. Die offizielle Einweihung fand am 8. Mai 1971 in Gegenwart von Vertretern des Sports und der Stadt Göppingen, statt.

m Jahr 1976 legte Dietrich Mang sein Amt als Vorstand nieder und wurde von Friedrich Keim als neuer Vorstand abgelöst, außerdem wurde in diesem Jahr die Fußballabteilung Stadtpokalsieger.

1977 erwirbt Horst Elsler seine Übungsleiterlizenz und bringt zusammen mit anderen Frauen und Männern neuen Schwung in die 6 Jugendturngruppen des TVB`s außerdem entsteht eine Frauenturngruppe und der Turnverein schließt sich dem Deutschen Volkssportverband an, seither wurde dann der jährliche Wandertag veranstaltet.

Im Jahr 1979 feiern die inzwischen 300 Mitglieder des Turnvereins das 50 jähriges Jubiläum und die Tischtennisabteilung wurde offiziell gegründet.

Friedrich Keim übergibt 1982 den Vereinsvorsitz an Willy Schmid und übernimmt dafür die Leitung der Sängerabteilung.

Weitere Baumaßnahmen wurden dann im Jahr 1986 durch den Anbau der Bühnen vorgenommen.

Am 5. April 1997 findet ein Fest und Ehrungsabend 50 Jahre Turnverein Bezgenriet nach dem Krieg statt, die Mitgliederzahl an diesem Festabend beträgt 520.

Nach 18 Jahren legt Willy Schmid im Jahr 2000 sein Amt als 1. Vorsitzender nieder und übergibt an den neu gewählten Vorstand Gebhard Miller unter dem 2002 der Abriss der alten Turnhalle und der Baubeginn der neuen Turnhalle durchgeführt wurde.

Am 24. Juni 2003 findet in festlichem Rahmen die Einweihung der neuen "Struthalle" statt und von dort an entstehen nach und nach viele neue Gruppen wie z.B. Volleyball, Rhönrad, Klettern, Badminton und Turnen-Ü50.

Das Jahr 2004 war für den Turnverein gleich ein 3-faches Jubiläumsjahr. Der Verein feiert sein 75 jähriges bestehen, die Fußballabteilung feiert 50 Jahre und die Tischtennisabteilung feiert immerhin schon ihr 25 jähriges Bestehen. Außerdem übernimmt in diesem Jahr, unser noch heute als Vorstand tätige, Axel Hedrich das Amt des 1. Vorstands.